02.09.2022, 08:00 Uhr
Bundeskanzler Scholz hat sich bisher geweigert, Panzer direkt in die Ukraine zu liefern. Genau das fordert der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal kurz vor seinem Besuch in Berlin und hofft auf weitere Hilfe. Vor seinem Besuch in Deutschland forderte der ukrainische Ministerpräsident Denis Schmyhal die Bundesregierung auf, Panzer zur Abwehr der russischen Angreifer einzusetzen. „Wir brauchen einen Wandel in der Philosophie der Waffenlieferungen. Damit meine ich: Moderne Panzer sollen auch geliefert werden“, sagte Schmyhal in einem Interview. „Wir warten darauf, dass die USA uns die Abrams-Panzer liefern, und von Deutschland warten wir auf den Leopard 2. Das sind die modernen Panzer, die die Ukraine auf dem Schlachtfeld braucht.“ Schmyhal wird am Samstag in Berlin erwartet. Am Sonntag wird er von Bundeskanzler Olaf Solz im Kanzleramt empfangen. Er ist der ranghöchste ukrainische Politiker, der Berlin besucht hat, seit Russlands Angriffskrieg vor einem halben Jahr begann. Nach anfänglichem Zögern hat Deutschland in den vergangenen Monaten mehrere schwere Waffen an die Ukraine geliefert: zehn schwere Panzerhaubitze 2000, 15 Flugabwehrpanzer, drei Mehrfachraketenwerfer und drei gepanzerte Bergungsfahrzeuge. “Deutschland hat enorme Fortschritte bei der Waffenunterstützung der Ukraine gemacht”, sagte Schmyhal. Wurden anfangs nur Schutzausrüstungen oder Helme geliefert, sind es heute die modernsten Waffen. “Aber natürlich ist es unser Wunsch, so schnell wie möglich mehr Waffen und Ausrüstung zu bekommen.” Die Direktlieferung von Panzern und Schützenpanzern ist für Scholz weiterhin tabu. Kein anderes Nato-Land hat bisher solche Waffensysteme an die Ukraine geliefert. Spanien bot jedoch in Deutschland hergestellte “Leopard”-2-Panzer an. Schmyhal drängt nun darauf, dass die „Leopards“ direkt aus dem Herstellungsland bezogen werden. Er bittet Scholz auch um modernere IRIS-T-Luftverteidigungssysteme. Die Bundesregierung hat vier Exemplare zugesagt. Laut Schmyhal braucht die Ukraine zwölf-, dreimal mehr. Auch bei der Finanzhilfe setzt der ukrainische Regierungschef große Hoffnungen in Deutschland. „Wir erwarten auch, dass Bundeskanzler Scholz die Federführung für weitere Hilfen des Internationalen Währungsfonds oder der EU-Kommission übernimmt. Ohne internationale Unterstützung droht der ukrainischen Wirtschaft eine Hyperinflation.“ Schmyhal appellierte an die Menschen in Deutschland, trotz der eigenen Betroffenheit durch die Kriegsfolgen den Krieg in der Ukraine nicht aus den Augen zu verlieren. „Wir sind für die Freiheit. Ich glaube nicht, dass man müde werden kann, für die Freiheit zu kämpfen“, sagte er. „Wir alle sind das Ziel dieses Regimes. Wir müssen zusammenstehen und gemeinsam für die Freiheit in Europa kämpfen.“